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Schwertkampf im Alten Dorf – Teil 5

Dies ist der vierte Teil meines Reiseberichts zum ISBAS 2019. Zum ersten Teil geht es hier entlang, Teil 4 ist hier.

Im letzten Teil habe ich berichtet, was wir in der Klasse der Dojo-Leiter geübt haben. Leider ist der Lehrgang diese Jahr kurz und wir haben nur zwei Nachmittage, in denen wir intensiv Kenjutsu üben können. Das ist auch für die anderen Gruppen wenig Zeit, um den geplanten Stoff unterzubringen. Zum Glück waren einige der japanischen Lehrer bereit, von 6:00-7:00 eine zusätzliche Übungsstunde anzubieten, unter ihnen auch Aoki Sensei, der die fortgeschrittene Gruppe unterrichtet.

Aoki Sensei

Das ist super, denn so habe ich die Möglichkeit bei ihm an diese Morgenstunden teilzunehmen. Sein Unterricht ist wie immer hervorragend. Ich kann viele didaktische Anregungen für zu Hause mitnehmen und lerne Selber viel. Am Mittwoch üben wir grundlegende Spiralbewegungen im Kashima-No-Tachi und wie die Hüfte diese steuert während die Arme und Schultern entspannt und durchlässig bleiben.

Donnerstagmorgen, üben wir die gesamte Stunde fudoken („unbewegliches Schwert“, wobei unbeweglich hier meint, dass man das Schwert nicht selber aktiv bewegt). Fudoken ist eine Reaktion auf eine tsuba-zeri Situation, also ein heftiges Zusammenstoßen beider Schwerter an der tsuba. Man bleibt sehr entspannt in den Schultern und läßt zu, dass das eigen Schert sich hebt, damit öffnet sich eine Lücke in der Position des Gegners, in die man eintritt und ihn zu Boden bringt. Wenn ich mir ein Thema hätte aussuchen können wäre es genau fudoken gewesen! Als Aoki Sensei mich auffordert ihn anzugreifen tue ich das sehr intensiv aber seine Arme bleibe völlig entspannt und ich lande unversehens auf dem Boden. Ich muss noch viel üben bevor ich diese Qualität erreiche….

Zum Schluss erklärt er, dass diese Entspanntheit im Zusammentreffen eine der wesentlichen Aspekte in der 5 Kata-Serie Kassen Kumi Tachi, ist, in der eigentlich Schlachtfeldsituationen geübt werden, also der Kampf gegen eine Folge von vielen Angreifern.

Markus mirt Udagawa Kancho

Leider reist die japanische Delegation schon Donnerstagmorgen ab, um rechtzeitig am Wochenende im Meiji-Schrein zu sein, wo eine offizielle Veranstaltung stattfindet. Für uns ist der Lehrgang allerdings noch nicht ganz vorbei. Vormittags gibt es noch zwei Trainingsstunden geleitet von zwei altgedienten europäischen Lehrern der ISBA: Björn-Eirik Olsen (7. Dan, Shihan aus Norwegen) und Jerzy Pomianoswki (6. Dan aus Polen). Beide haben jeweils eine Stunde Zeit um aus ihrer Sicht wichtige Aspekte des Budo Trainings hervorzuheben. Es werden zwei sehr gute und sehr anstrengende Einheiten. Das verleiht dem Seminar einen befriedigenden Abschluss.

Am Nachmittag findet noch die Mitgliederversammlung statt, die sich dieses Mal ziemlich in die Länge zieht. Abends sitzen wir noch nett beieinander und reden bis in die Nacht hinein. Tja, die Woche ging wieder mal schnell vorüber und nach einem gemeinsamen Frühstück am Freitag zerstreut sich die versammelte ISBA-Gemeinde nach vielen Abschiedswünschen. Vor uns liegen noch 1000 km Autobahn und abends um 21:30 bin ich wieder zu Hause. Ich freue mich schon auf den nächsten Sommerlehrgang 2020, dann in der Schweiz, in Fiesch von 16-22. August 2020.